Login-Anforderungen bei KI Tools
Eine der grössten Herausforderungen bei der Implementierung neuer KI Tools in der Schule ist der Datenschutz. Um die modernsten und leistungsstärksten Tools verwenden zu können, benötigen die Nutzenden in den meisten Fällen ein persönliches Konto bei dem entsprechenden Dienst. Anhand des Beispiels von ChatGPTX (opens in a new tab) möchte ich aufzeigen, dass diese Anforderung nicht ausschliesslich negative Aspekte hat.
Eine Lehrkraft machte mich bei einem Vortrag auf ChatGPTX aufmerksam. Bei der Aufforderung an die Teilnehmer, sich ChatGPT anzuschauen, stellte sie mir diese bemerkenswerte Alternative vor, die keine Benutzerregistrierung erfordert. Überraschenderweise entschied sich das Unternehmen Gull AG (opens in a new tab) dafür, die Domänen chatgptx.de (opens in a new tab) und chatgpt.ch (opens in a new tab) zu erwerben und auf diesen Seiten eine kopierte Webanwendung einzusetzen, die Anfragen zur OpenAI-API weiterleitet - und das ohne Benutzerregistrierung. Auf den ersten Blick scheint dies ein Glücksfall für Schulen zu sein, die auf die Zustimmung des Datenschutzbeauftragten für jedes neue Login warten müssen und nun endlich Zugang zu dieser vielversprechenden Technologie erhalten - und das sogar kostenlos.
Jedoch weckte diese Praxis meine Skepsis. Als jemand, der bereits umfangreich mit der API von OpenAI experimentiert hat, war ich mir bewusst, dass die Kosten für die Nutzung der API von jemandem getragen werden müssen - in diesem Fall von der Gull AG (opens in a new tab). Aber was bedeutet das tatsächlich in Zahlen?
Kosten einer ChatGPT-Nachricht
Die Preisliste für API-Anfragen ist auf der offiziellen OpenAI-Webseite (opens in a new tab) zu finden. Das Modell, auf dem auch ChatGPT basiert, heisst GPT-3.5 und kostet $0.0015 pro 1000 Eingabetoken und $0.002 pro 1000 Ausgabetoken. Wie kann man also die Kosten in einem realen Anwendungsfall berechnen? Eine A4-Seite entspricht ungefähr 1000 Tokens. Wenn ich also beispielsweise eine Klasse beauftrage, eine einseitige Geschichte zu schreiben, wird es einen intensiven Austausch geben. Die SuS suchen vielleicht zunächst nach einer Idee und erhalten daraufhin einige Vorschläge. Dann schreiben sie vielleicht selbst einen Abschnitt, lassen den nächsten generieren, geben Feedback, der Abschnitt wird überarbeitet. Sie schreiben zwei Sätze weiter und bitten das Modell, fortzufahren. Am Ende haben sie für die Erstellung einer A4-Seite vielleicht jeden Token dreimal als Ein- und Ausgabetoken verwendet. Die Rechnung sähe dann wie folgt aus:
SuS = 20
Iterationen = 3
Eingabetokens = 20 * 3 * 1000 = 60 000
Ausgabetokens = 20 * 3 * 1000 = 60 000
Kosten = 60 * $0.0015 + 60 * $0.002 = $0.21
Die Übung mit der ganzen Klasse hat also etwa 21 Cent gekostet. Dieser Betrag summiert sich natürlich schnell, wenn es sich herumspricht, dass die Firma Gull AG diesen Dienst kostenlos zur Verfügung stellt. Da es nicht bekannt ist, ob die Firma von Spendengeldern lebt, kann davon ausgegangen werden, dass sie ein anderes Modell verfolgt - Kunden anziehen und dann schrittweise ein Premium-Modell einführen. Als Lehrkraft könnte man denken, dass dies kein Problem darstellt. Ich nutze den Dienst einfach solange er kostenlos ist und suche mir dann einen anderen. Das Problem liegt jedoch darin, dass ich nicht genau weiss, was der Betreiber der Webseite mit meinen Daten macht. Alle meine Eingaben, meine IP-Adresse, meine Verweildauer usw. könnten vom Betreiber der Webseite aufgezeichnet und weiterverarbeitet werden.
Schlussfolgerung
Aus diesen Gründen ist es nicht immer einfach, 'kostenlose' Alternativen zu empfehlen, insbesondere wenn diese im Hintergrund auf einen kostenpflichtigen Dienst zugreifen. Es ist immer wichtig, die Absichten des Betreibers zu hinterfragen. Wenn ChatGPT direkt mit einem Konto genutzt wird, ist klar, was mit meinen Daten geschieht. Ich kann dies in den Datenschutzbestimmungen nachlesen und gehe einen Vertrag mit OpenAI ein, wenn ich ChatGPT nutze. Bei 'kostenlosen' Alternativen, besonders wenn ich für die Verwendung kein Konto erstellen muss, ist dies oft nicht so transparent.